"Das blaue Zimmer" (F 2015)  - Kino Ebensee
Do, 17.09.15 20:00 Uhr
Fr, 18.09.15 20:00 Uhr
Sa, 19.09.15 20:00 Uhr
So, 20.09.15 20:00 Uhr
Frankreich 2014
Regie: Mathieu Amalric
Drehbuch: Mathieu Amalric, Stéphanie Cléau
Darsteller: Léa Drucker, Mathieu Amalric, Stéphanie Cléau
Filmlänge: 76 Minuten

"Das blaue Zimmer" (F 2015)

Das blaue Zimmer” steht am Anfang und am Schluss. Ein geschmackvoll dekoriertes Hotelzimmer dient Julien und Esther als Liebesnest für ihre Seitensprünge, und ein ebenso blau ausgemalter Raum wird am Ende der Schauplatz einer Gerichtsverhandlung sein, bei der die beiden des Mordes an ihren Ehepartnern beschuldigt werden.

Julien Gahyde ist Kleinunternehmer, lebt glücklich mit Frau und Tochter in einem schönen Haus. Der soziale Aufstieg ist geschafft, auch wenn er eine gewisse Leere spürt. Als er zufällig seine Jugendfreundin Esther trifft, stürzt er sich in eine heiße Affäre, beide sind verheiratet. Ohne den Grund zu wissen, wird er verhaftet und muss im Verhör mit Polizei und Psychologe seine Sicht auf die verbotene Beziehung schildern. Was ist passiert? Ist er Täter oder Opfer einer perfiden weiblichen Intrige?
Amalric bleibt seiner gegen den Strich gebürsteten Erzählweise treu, entwickelt die Anzeichen des Dramas sukzessive, bis verständlich wird, was der Hauptperson passiert ist. Dabei durchbricht er Zeitebenen, führt permanent auf falsche Fährten und verwirrt den Betrachter. Mal verweilt er länger bei der Exploration der Vergangenheit, dann wieder jagt er durch die Handlung, an deren Ende zwei Menschen tot sind, seine Frau und der Gatte der Geliebten. Irgendwann verliert man den Faden und weiß nicht, ist der Angeklagte Täter oder nur Opfer eines perfiden weiblichen Intrigenspiels.
Dabei erreicht er vielleicht nicht die dunkle Doppelbödigkeit eines Claude Chabrol (dem der Stoff von Gérard Depardieu einmal vorgeschlagen wurde), überzeugt dafür aber mit fast impressionistischen Bildern und spannt die Zuschauer-Fantasie auf die Folter. Der Schauspieler-Regisseur verkörpert mit großer Intensität den Wankelmütigen –ihm gelingt der Spagat zwischen trockenem Justizprozedere mit endlosen Verhören und einem mehr spielerischen Whodunit.

zurück zur Liste